Kattenknüppelverein Schapen e.V.

Brauchtum

Quelle: Schapen - Die Geschichte unseres Dorfes (Herausgegeben von der Gemeinde Schapen 1990)


Erhaltenes Brauchtum 

Fastelovend- und Kattenknüppel- Gesellschaft (genannt „Böse Ecke“)


Schriftliche Überlieferungen aus der alten Zeit lassen sich nicht mehr auffinden, doch durch Nachfrage bei alten, heute noch lebenden Schapenern, zu denen auch mein Opa gehört, lässt sich nachweisen, dass die Sitte des Kattenknüppeln sehr alt ist und hunderte von Jahren zurückliegt.

Diese am heutigen Tag noch lebenden Zeugen, die schon 60-70 und 80 Jahre alt sind, erzählen, dass Ihre Eltern und Großeltern darüber schon berichteten. 


Es ist erwiesen, dass diese Veranstaltung stets in der Nähe der Wirtschaft Wilmer und dort im Lokal feierlich begangen wurde. (Lokal Wilmer gelegen an der alten Zollgrenze Westfalen- ehemals unter König Ludwig dem Lustigen und Hannover- Preußen.) Die südöstliche Ecke von Schapen, also von Wilmer zum Dorf und zum Bramhof runter wird die „Lage“ genannt – mit dem Beinamen „die böse Ecke“. Ob diese Benennung von der Veranstaltung herführt, kann nicht bewiesen werden, trotzdem ist die „böse Ecke“ nicht besser und schlechter als andere in Schapen. Alljährlich (mit Ausnahme in Notzeiten) kurz nach Weihnachten oder 3-4 Wochen vor Fastnacht kamen die Burschen und jüngeren Verheirateten zusammen und besprachen die Zusammensetzung und Durchführung und Masken. Ebenso wurden die einzelnen Rollen besprochen, die jeder spielen sollte am Tag des Geschehens. Diese Besondere Besprechung war geheim, und die Beteiligten waren an das „Schweigegeheimnis“ gebunden. Das war natürlich eine hochwichtige Sitzung und altoberlicher Sitte und es war keinem jemandem möglich ohne Einladung daran teilnehmen zu können. Es waren meistens Personen von der vorgenannten „bösen Ecke“. Dann und wann wurden Ausnahmen gemacht wenn die Musik in der Ecke nicht gut genug war und wenn für diese und jene Rolle nicht die passende Figur gefunden würde. Kurz und gut – Diese Sitzung war meistens so anstrengend und die Beteiligten so angegriffen, dass Ihnen am Ende auch ein halbes Dutz und halbes Ort (großes Schnapsglas) nichts mehr anhaben konnten. Nun wurden in der folgenden Zeit etwaige neue Kostüme gebastelt und Masken geholt. 


Am Fasttagsmorgen um 7:00Uhr mussten alle Narren da sein; Verspätung kostete ½ l. Man kostümierte sich und nachdem die Musik sich überzeugt hatte, dass ihre Instrumente den nötigen Krach hergeben konnten, packte man die Schnapsflaschen ein und die „Fastelovergecken“ wie sie hier genannt werden, rollten sich davon in Richtung Feldmann, als erstes Haus, wo Musik gemacht, getanzt wurde und andere Allotria getrieben wurde. Den Bewohnern wurde Schnaps kredenzt und dafür bedankten diese sich mit Mettwurst, Eiern und auch wohl Geld. Dann wurden sie formell eingeladen zum Abend, und man trollte zum nächsten. Das Frühstück wurde eingenommen in einer alten Scheune an der Frerener Straße und es bestand aus Wurst und geknickten (rohen)Eiern. Zum Mittag waren sie bei der Wirtschaft Rensmann, genannt „Lustige Wiese“. Dort wurden Würste gebraten und Spiegeleier bereitet. Nachdem die salzige Wurst tüchtig begossen war, ging es weiter unter allerhand tollen Sprüngen, bis man um 17:00Uhr beim Lokal Wilmer wieder eintrudelte, manchmal ziemlich K.O. – Morgens fanden sich bei Wilmer auch ein paar Ältere ein, die früher auch mit rundgegangen waren und halfen den Gecken in die Kostüme. Dieses war eine kolossale Angelegenheit, denn es ist nicht so einfach, einer ausgelassenen Gesellschaft in die Hosen, Röcke und Masken zu helfen, was natürlich mit ein paar halbe Orte belohnt wurde. 


Nachdem nun die Gecken abgerückt waren, wurden noch ein paar halbe Orte getrunken und dann kamen so nach und nach die ältere Generation und man begab sich zum Holzhaufen, wo die Wurfgeschosse = Buschenknüppel ausgesucht wurden. Sie mussten noch angespitzt werden. Andere mussten für den Galgen noch lange Stangen aussuchen und den Galgen bauen. Nach und nach kamen dann die wichtigsten Leute, die den Kasten für die sogenannte Katze bauten – und dann war alles in vollem Betrieb. Es wurde gesägt, gekloppt, gehämmert, Löcher für den Galgen gegraben u.ä. Zwischendurch wurde gebechert. 


So langsam kamen auch schon Neugierige und wenn sie hartnäckig darauf bestanden, die Katze sehen zu wollen, so mussten Sie nach ihrem Kommen den Beutel ziehen und Geld geben, das natürlich befeuchtet wurde. Es hat da reiche Händler gegeben, die ganz großzügig spendeten und mancher Neugieriger ist vor dem anderen Morgen nicht mehr von der Katze losgekommen. – Es wurde auf alle Art und Weise versucht an den nötigen Schabou, ob Tebbenhoff, ob Rosche, ob Sandtel, o.ä. zu kommen. Jeder fiel auf etwas herein, z.B. 

1. Ob die Galgenstande egal lang seien (jeder cm spielte ein Rolle) 

2. Ob die Zahl der Wurfgeschosse stimmte 

Geld sprang auf jeden Fall dabei heraus. 

Das Kastenzunageln war eine besonders vornehme Art/ ein besonders vornehmer Akt. Die Kiste wurde auf eine Karre geladen und zum Kampfplatz gefahren. Nicht selten saß oder hing ein müder Kämpfer auf oder an der Karre und dann wurde es besonders feierlich. – Nun wurde der Kasten an den Galgen gebunden und bevor man den Galgen errichtete, wurde nochmals kräftig gebechert, und es wurden nochmals Versuche gemacht, wer mit einem Bein in die Galgenlöcher treten konnte ohne mit dem anderen auf die Erde zu kommen. – Nun wurde der Galgen errichtet und der Kistenmacher bekam seinen besonderen Schnaps. Es ist auch schon vorgekommen, dass der Kistenmacher die Stärke der Tropfen zu spät erkannte, sodass der abgelöst werden musste. 

 Mittlerweile wurde es nun Mittag und zwei Mann turnten zum Dorf, wo die Gecken mit der Gaffel voll Wurst und `nem Korb voll Eier angekommen waren. Diese zwei mussten sich auch um die Masken bekümmern, und wenn welche zerrissen waren, flicken. Diese zwei hatten ein Anrecht, mit den Gecken zu Mittag zu essen. Und dann bekamen sie für die Alten ein paar Würste und Eier mit, die diese redlich verdient hatten. Nicht selten bekamen die freiwilligen Geldspender ein Stück ab. Dann wurde „Solo“, „Napoleon“ und Skat gespielt. Nicht selten wurde einer an einen anderen Ort gebracht, wo er sich ausruhen konnte und wo ihm nicht auf die Hühneraugen getreten wurde. Man muss wohl bedenken, dass die geleisteten Arbeiten im Zimmern, Ausmessen und Trinken enorm waren und es wohl zu verstehen war, wenn ein müder Krieger vorzeitig abtrat. Es gab doch alte Leute, bei denen dieser Tag einem hohen Feiertag gleichkam, wenn nicht sogar übertrumpfte. Sie trugen extra für diesen Tag ganz besondere und neue Holzschuhe. – Es sind auch Leute gewesen, die an diesem Tag 3x müde wurden, wer kann es ihnen verübeln, wenn sie 3x aussetzen mussten, um die Stärke des Weines zu erproben und dann am Ende doch in die Knie gezwungen wurden. – Das kommt in Köln auch vor, warum dann nicht in Schapen! – Viele kamen neugierig und gingen erfreut oder krochen heim mit trüber Miene. Es gibt wohl keinen Fall, der noch nicht dagewesen wäre, doch stets war alles mit Humor und Spaß begleitet. – Im Laufe der Jahre hat sich so manches, was früher eine wüste Angelegenheit war, verfeinert. Man trank früher den Schnaps aus Biergläsern und halbe Ortspötte, das hat aufgehört. Man hat früher müden Kriegern mit Schuhwichse das Gesicht geschwärzt, sodass sie sich an dem Morgen zu Tode erschraken und die Umstehenden sich wälzten vor Spaß. Im Laufe der Jahre ist die Beteiligung so stark geworden, dass eine große Bauerndiele bald zu klein wurde zum Tanz. 

Da mit Anbruch des zweiten Weltkrieges jegliches Karnevalstreiben eingestellt wurde, und die Notlage weiter Kreise der Bevölkerung nach dem Kriege es nicht erlaubte, so unterblieb diese Veranstaltung bis 1951 einschließlich. – Trotzdem plante man schon einige Jahre vorher wieder mit dem Beginn der Sache. Es scheiterte aber vorläufig noch an der Lokalfrage, da das alte Lokal noch mit Flüchtlingen belegt war und durch Umbau nicht benutzt werden konnte. 1952 entschloss man sich aber, auf einem Bauernhof und Diele die Veranstaltung steigen zu lassen. So stieg nach 12- jähriger Pause am 25.02.1952 „der Galgen wieder zum Himmel“. In den letzten Jahren wurde die Begebenheit noch weiter geordnet. Es findet jetzt in der Gastwirtschaft bzw. Hotel Lüttmann statt. Die angebliche Katze besteht aus Torf mit irgendeinem Tierschwanz o.ä. Geworfen wird mit Bällen. Wer die „Katze“ aus dem Kasten herauswirft, ist „Kattenkönig“. Er nimmt sich dann eine Königin und am Abend endet es mit gemütlichem Zusammensein mit Tanz. 


 Verfasser und Jahr unbekannt!